Premiere mit Überraschungen (Tauberzeitung 10.10.01)

"Lempps Traumlabor" oder publikumstaugliche Sachen suchen

Kabarett? Clownerie? Theater? Was war er, der Abend mit Lothar Lempp? So genau kann man das nicht sagen. "Lempps Traumlabor", das Debütprogramm des Künstlers, lässt sich nämlich in keine bestimmte Schublade stecken- vermutlich ein Grund dafür, dass es ein Abend voller Überraschungen wurde, ein Abend, an dem die Phantasie keine Grenzen zu haben schien. Veranstalter waren das Katholische Bildungswerk und der Humor- und Lachtreff.

Noch etwas war besonders: Die Aufführung war eine Premiere, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zum allerersten Mal präsentierte Lothar Lempp sein Programm einem Publikum, im katholischen Gemeindehaus. Und das mit Erfolg."Lempps Traumlabor" war für viele Zuschauer Neuland, die Expedition erwies sich als spannend. "Was kommt wohl als nächstes?", fragte man sich während der zwei Stunden mehrmals.

Seine Hände an den Hosenträgern, mitten auf der großen Bühne, wirkt Lothar Lempp manchmal wie ein vergeistigter Erfinder oder Wissenschaftler, der vom Publikum gerade beim Forschen gestört wird. "Ich nehme an, Sie wollen etwas sehen", begrüßte er die Leute und wurstelt daraufhin hinter dem Leintuch rum, auf der Suche nach etwas, das publikumstauglich sein könnte.

Er stöbert und stöbert und zaubert dabei so allerlei Krimskrams hervor. In "Lempps Traumlabor" findet alles Verwendung: Man nehme ein paar Zollstöcke, alte Gießkannen, Kabelgewirr, Glühbirnen und sonstige rätselhafte Gerätschaften, füge eine große Portion Phantasie und Neugier hinzu, und dann kann man eintauchen in die Träume. Da gibt es Wasserschildkröten, die im Universum schwimmen, Meerjungfrauen, die ein Lied singen, Wale, die in den Tiefen des Ozeans miteinander kommunizieren. Und Lothar Lempp, der mit seiner Stimme und anderen Hilfsmitteln, zum Beispiel einem Geigenbogen, das Publikum in diesen Traum entführt.

Sannend auch der Spaziergang durch ein virtuelles Haus. Lempp verkriecht sich dabei in einem großen Koffer. Man sieht nichts, hört nur verschiedene Geräusche, als er von Zimmer zu Zimmer wandert. Treppensteigen, Türenquietschen. Einfach genial, denkt man. Kommen die Geräusche aus dem Koffer? Natürlich, Lothar Lempp produziert sie live an einem Mikrofon im engen Koffergehäuse.

Oft musste man zweimal hinschauen oder überlegen, was da vorne auf der Bühne gerade passiert. Zum Beispiel als ein Phantasiewesen mit riesigen Augen zum Leben erweckt wird. Oder als Lempp, von dramatischer Musik begleitet, einen Tanz mit Zollstöcken hinlegt. Oder... Ohne viele Worte, dafür mit umso mehr Mimik und Gestik begeisterte Lempp.

Lachen und Staunen gehörten an diesem Abend untrennbar zusammen. Erstaunlich, was man mit alten Sachen, mit Trödel und Krimskrams, alles anstellen kann. Und wie witzig es sein kann, wenn Lothar Lempp ein Liedchen über ein verstopftes Abflussrohr singt.

Oder wenn Lempp darüber philosophiert, wie man Zollstöcke behandeln sollte. Oder als er darüber nachdenkt, warum ein Ahornblatt so aussieht, wie es aussieht.

Als einen Tüftler mit Leidenschaft könnte man Lothar Lempp vielleicht bezeichnen. Er ist ein Künstler, der ungewöhnliche Wege geht. Sein unkonventionelles Programm ist einfach ein Muss für alle, die Phantasie haben, neugierig sind und gerne lachen, auch mal über Dinge, die sonst im Alltag keinen Platz haben.

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